Welche „Geburtsfehler“ hat der Euro aus heutiger Sicht?

Als der Euro am Ende des 20. Jahr­hun­derts ein­ge­führt wur­de, wur­de er als bedeu­ten­der Schritt zur Ver­tie­fung der wirt­schaft­li­chen Inte­gra­ti­on in Euro­pa gefei­ert. Doch im Rück­blick auf die mehr als zwei Jahr­zehn­te seit sei­ner Ein­füh­rung sind eini­ge Her­aus­for­de­run­gen auf­ge­tre­ten, die man retro­spek­tiv als „Geburts­feh­ler” bezeich­nen könnte.

Ers­tens ist da das Pro­blem der man­geln­den poli­ti­schen Uni­on. Die Ein­füh­rung des Euro hat eine gemein­sa­me Wäh­rung und eine gemein­sa­me Zen­tral­bank geschaf­fen — doch eine gemein­sa­me Fis­kal- oder Wirt­schafts­po­li­tik fehlt. Die­se Asym­me­trie hat es schwie­rig gemacht, auf wirt­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen in der Euro­zo­ne koor­di­niert zu reagie­ren, und hat die Span­nun­gen zwi­schen den Mit­glied­staa­ten verschärft.

Zwei­tens kon­fron­tiert uns die Hete­ro­ge­ni­tät der Wirt­schafts­struk­tu­ren in den Mit­glied­staa­ten der Euro­zo­ne mit Her­aus­for­de­run­gen. Die Unter­schie­de in Bezug auf Wett­be­werbs­fä­hig­keit, Pro­duk­ti­vi­tät und Arbeits­markt­dy­na­mik wur­den durch die gemein­sa­me Wäh­rung eher ver­stärkt, da eine Abwer­tung der natio­na­len Wäh­rung zur Wie­der­her­stel­lung der Wett­be­werbs­fä­hig­keit nicht mehr mög­lich ist.

Drit­tens ver­fügt die Euro­zo­ne nicht über auto­ma­ti­sche fis­ka­li­sche Sta­bi­li­sa­to­ren auf EU-Ebe­ne, die dazu die­nen könn­ten, asym­me­tri­sche Schocks abzu­fe­dern. Dies wur­de ins­be­son­de­re wäh­rend der Euro­kri­se deut­lich, als die Spar­maß­nah­men, die zur Ein­hal­tung des Sta­bi­li­täts- und Wachs­tums­pakts ergrif­fen wur­den, das Wirt­schafts­wachs­tum dämpf­ten und sozia­le Unru­hen verursachten.

Schließ­lich wur­de wäh­rend der Euro­kri­se die Not­wen­dig­keit einer voll­stän­di­gen Ban­ken­uni­on offen­kun­dig. Ohne eine gemein­sa­me Ein­la­gen­si­che­rung und eine ein­heit­li­che Ban­ken­auf­sicht kann das Risi­ko einer Ban­ken­kri­se, die sich auf das gesam­te Wäh­rungs­ge­biet aus­wirkt, erhöht sein.

Trotz die­ser Her­aus­for­de­run­gen soll­te jedoch nicht über­se­hen wer­den, dass die Ein­füh­rung des Euro auch zahl­rei­che Vor­tei­le mit sich gebracht hat, dar­un­ter eine ein­fa­che­re­re Durch­füh­rung des Han­dels inner­halb der Euro­zo­ne, Preis­trans­pa­renz, gerin­ge­re Trans­ak­ti­ons­kos­ten und eine ins­ge­samt erhöh­te wirt­schaft­li­che Stabilität.

Es ist wich­tig, aus den Erfah­run­gen der Ver­gan­gen­heit zu ler­nen und die not­wen­di­gen Refor­men zu imple­men­tie­ren, um die Sta­bi­li­tät und Wider­stands­fä­hig­keit der Euro­zo­ne zu stär­ken. Ein offe­ner Dia­log über die „Geburts­feh­ler” des Euro und ihre mög­li­chen Lösun­gen ist ein wesent­li­cher Schritt in die­se Richtung.